Lebensdaten
1930 – 2001
Geburtsort
Komotau (Böhmen)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Psychologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118944738 | OGND | VIAF: 94659502
Namensvarianten
  • Weinert, Franz-Emanuel
  • Weinert, Franz
  • Weinert, Franz-Emanuel
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Zitierweise

Weinert, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118944738.html [10.05.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz (1902–74), Elektro-Ing. in K.;
    M Marie Göckert (1909–88);
    1955 Anne Kuhn (* 1929), Lehrerin;
    2 T Barbara Mayen (* 1956), Vors. Richterin im IV. Zivilsenat am BGH, Sabine (* 1957), Dr. phil., o. Prof. f. Psychol. an d. Univ. Bamberg (s. Kürschner, Gel.-Kal. 2013).

  • Biographie

    Nach der Vertreibung aus dem Sudetenland 1945 wurde W. mit seiner Familie in Bamberg ansässig, wo er eine Ausbildung zum Grund- und Hauptschullehrer aufnahm. 1950–59 war er in Oberfranken als Lehrer, Schulleiter an Volksschulen und Ausbildungslehrer an der PH Bamberg tätig. Parallel studierte er 1952–55 Psychologie in Erlangen und wurde 1958 bei Hans Thomae (1915–2001) mit der Arbeit „Einfluß der Übung auf das aufgabenbezogene Verhalten bei 10-jährigen Kindern“ (gedr. 1959) zum Dr. phil. promoviert. W. folgte Thomae 1960 an die Univ. Bonn, wo er sich 1966 mit einer unveröffentlichten Arbeit zum Thema „Persönlichkeit und Lernen“ habilitierte. 1967 erhielt W. einen Ruf als o. Professor für Pädagogische Psychologie an die PH Bamberg, 1968 wechselte er auf die neugeschaffene Professur für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie an die Univ. Heidelberg (Dekan 1975 / 76, 1977–79).

    Rufe nach Graz (1968), Hamburg (1973) und Trier (1979) lehnte W. ab. Seit 1980 Wissenschaftliches Mitglied des MPI für Sozialwissenschaften, war er seit 1981 als Gründungsdirektor, seit 1982 gemeinsam mit Heinz Heckhausen (1926–88) für den Auf- und Ausbau des Max-Planck-Instituts für Psychologische Forschung in München (2004 im MPI f. Kognitions- u. Neurowissenschaften, Leipzig, aufgegangen) verantwortlich (Honorarprof. an d. Universitäten Heidelberg seit 1981 und München seit 1982, em. 1998).

    W. gab sowohl der Entwicklungspsychologie als auch der Pädagogischen Psychologie entscheidende Impulse. In einem frühen Forschungsprojekt beschäftigte er sich mit der Frage, wie v. a. schulisches Lernen durch Schülermerkmale, die Motivation des Lernenden sowie durch Lehren determiniert und durch Intervention optimiert werden kann (CIEL, Ein Förderprogramm z. Elementarerziehung u. seine wiss. Voraussetzungen, 1973). In den 1970er Jahren untersuchte er, ob Unterrichtserfolg in Schulklassen für alle erreichbar sei, blieb bei der Beantwortung dieser Frage aber skeptisch (Gute Schulleistungen für alle?, 1985). Eine weitere Studie aus der Heidelberger Zeit untersuchte die Lern- und Gedächtnisleistungen von Schülern und Erwachsenen. Der Ansatz war nicht nur längsschnittlich-dynamisch, sondern durch verschiedene Interventionsprogramme erweitert, um Optima bestimmen zu können (Hg. mit R. H. Kluwe, Metakognition, Motivation u. Lernen, 1983). Als Resultat seines zentralen Forschungsprogramms der Münchner Zeit, der LOGIK-Studie (Entwicklung im Kindesalter, 1998; Hg. mit W. Schneider, Individual Development from 3 to 12, 1999), verstärkte sich W.s Überzeugung, daß Kompetenzen mehr als nur Wissen sind, nämlich individuell verfügbare oder erworbene Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Problemlösung, die durch motivationale, volitionale und soziale Fähigkeiten und Fertigkeiten komplettiert werden, eine Konzeption, die in den aktuell realisierten schulischen Leistungsmessungen Gewicht erlangt hat. Einer breiten Öffentlichkeit wurde W. durch die Herausgabe des „Funk-Kollegs Pädagogische Psychologie“ (2 Bde., 1974, Neuausg. 1991) bekannt.

    Besondere Verdienste erwarb W. als Wissenschaftsorganisator. So war er 1984–88 Präsident der Dt. Gesellschaft für Psychologie (Ehrenmitgl. 1998) und – nach langjähriger Mitgliedschaft im Hauptausschuß und im Senat –1980–85 Vizepräsident der DFG. Nach Mitgliedschaft im Senat 1984–99 fungierte W. 1990–99 als erster Sozialwissenschaftler überhaupt als Vizepräsident der MPG. Zudem gehörte er 1991 / 92 der Hochschulstrukturkommission des Landes Berlin und 1994–97 der Kommission „Forschung 2000 Baden-Württemberg“ an und war seit 1991 Vorsitzender der Max-Planck-Präsidentenkommission „Geisteswissenschaftliche Zentren“. Zu W.s Schülern zählen u. a. Jens Asendorpf, Gabriele Gloger-Tippelt, Markus Hasselhorn, Andreas Helmke, Manfred Hofer, Monika Keller, Monika Knopf, Joachim Körkel, Wolfgang Schneider, Beate Sodian, Elsbeth Stern und Angelika Weber.

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1984), d. Royal Norwegian Soc. of Sciences and Letters (1992), d. Sudetendt. Ak. (1995) u. d. Nat. Ac. of Education d. USA (1998);
    Bayer. Verdienstorden (1996);
    Arthur Burkhardt-Preis (1998);
    Dr. phil. h. c. (Würzburg 1998, FU Berlin 1999);
    Gr. BVK;
    – F.-E.-W.-Preis d. Dt. Ges. f. Psychol. (zweijährig, seit 2002);
    F.-E.-W.-Preis d. Psychol. Inst. d. Univ. Heidelberg (jährl., seit 2002);
    F.-E.-W.-Preis d. Münchner Zentrums f. Lehrerbildung (seit 2007).

  • Werke

    Weitere W Hdb. psychol. Grundbegriffe, 1977 (Mithg.);
    Lehr-Lern-Forsch., 1982;
    Memory Development, Universal Changes and Individual Differences, 1988 (Mithg.);
    Intelligenz u. Denken, 1990 (mit M. R. Waldmann);
    Interactions among Aptitudes, Strategies and Knowledge in Cognitive Performance, 1990 (Mithg.);
    Memory Performance and Competencies, 1995 (Mithg.);
    Leistungsmessungen in Schulen, 2001, ³2014 (Hg.);
    Bibliogr.: M. Knopf u. W. Schneider (Hg.), 1990 (s. L), S. 247–59;
    W. Schneider u. M. Knopf (Hg.), 2003 (s. L), S. 269–99;
    Nachlaß: Archiv d. MPG, Berlin.

  • Literatur

    |M. Knopf u. W. Schneider (Hg.), Entwicklung, Allg. Verläufe, individuelle Unterschiede, päd. Konsequenzen, FS z. 60. Geb.tag v. F. E. W., 1990 (W, L);
    MPG (Hg.), MPI f. Psychol. Forsch., München, Berr. u. Mitt. d. MPG, 1998, H. 4;
    D. Frey, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss. 2001, 2002, S. 312–16 (P);
    W. Schneider, in: Psychol. Rdsch. 52, 2001, H. 3, S. 173–75;
    ders. u. M. Knopf (Hg.), Entwicklung, Lehren, Lernen, Zum Gedenken an F. E. W., 2003 (W, L);
    Drüll, Heidelberger Gelehrtenlex. IV.

  • Porträts

    |Photogr. (Univ.archiv Heidelberg, Bildarchiv).

  • Autor/in

    Monika Knopf
  • Zitierweise

    Knopf, Monika, "Weinert, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 637-638 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118944738.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA