Krämer, Walter
Krämer, Hermann Walter
1892 – 1941
Politiker, Widerstandskämpfer
- Lebensdaten
- 1892 – 1941
- Geburtsort
- Siegen
- Sterbeort
- Goslar (Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald)
- Beruf/Funktion
- Politiker ; Widerstandskämpfer
- Konfession
- evangelisch, später konfessionslos
- Normdaten
- GND: 118565923 | OGND | VIAF: 32788524
- Namensvarianten
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- Krämer, Hermann Walter
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Walter Krämer war KPD-Funktionär und seit 1932 Abgeordneter im preußischen Landtag. Im Februar 1933 verhaftet, verbrachte er über acht Jahre in nationalsozialistischen Gefängnissen und rettete als Kapo des Häftlingskrankenbaus im Konzentrationslager Buchenwald zahlreichen Mithäftlingen das Leben. Im November 1941 von der SS ermordet, wurde Krämer 1999 von der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt.
Lebensdaten
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Lebenslauf
21. Juni 1892 - Siegen -
Genealogie
Vater Wilhelm Krämer Lokomotivführer Mutter Emilia Elisabeth Lina Krämer, geb. Scheib gest. 1921 Bruder Karl Krämer 1894–1979 Schwester Friederike Auguste Martha Krämer 1896–1982 Schwester Lina Krämer Bruder Wilhelm Krämer geb. 1906 Heirat 8.9.1923 in Siegen Ehefrau Margarete Elisabeth (Liesel) Krämer, geb. Lehmann 6.9.1897–1960 aus Siegen; Kartonagenarbeiterin; 1921 Mitglied der KPD Schwiegervater Friedrich Lehmann Arbeiter bei der Reichsbahn Kinder keine Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.Krämer, Walter (1892 – 1941)
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Vater
Wilhelm Krämer
Lokomotivführer
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Mutter
Lina Krämer
gest. 1921
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Bruder
Karl Krämer
1894–1979
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Schwester
Friederike Auguste Martha Krämer
1896–1982
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Schwester
Lina Krämer
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Bruder
Wilhelm Krämer
geb. 1906
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Heirat
in
Siegen
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Ehefrau
Liesel Krämer
6.9.1897–1960
aus Siegen; Kartonagenarbeiterin; 1921 Mitglied der KPD
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Biografie
Krämer wuchs in einem evangelisch und konservativ-deutschnational geprägten Elternhaus in Siegen auf, wo er bis 1906 die Volksschule besuchte und anschließend eine Lehre als Schlosser absolvierte. 1911 ging er als Matrose zur kaiserlichen Marine, seine vierjährige Dienstzeit verlängerte sich durch den Beginn des Ersten Weltkriegs. Militär- und Kriegsdienst führten zu einem Bruch Krämers mit seinen Wertvorstellungen: Im Sommer 1917 beteiligte er sich an den Marineunruhen in Wilhelmshaven, wobei er Lebensmittel aus einem Depot für Offiziere stahl und sein Schiff verließ, wofür er von einem Feldgericht wegen unerlaubter Entfernung zu mehr als einem Jahr Gefängnis verurteilt wurde.
Als Anhänger der Novemberrevolution kehrte Krämer Ende 1918 nach Siegen zurück und trat 1919 der USPD bei. In den folgenden Jahren wechselten sich kurzfristige Arbeitsverhältnisse v. a. als Schlosser mit Phasen der Arbeitslosigkeit ab. Im März 1920 schloss sich Krämer im Rahmen des Ruhrkampfs gegen die Kapp-Putschisten der sog. Roten Ruhrarmee an und wurde ein Jahr später Mitglied der KPD. Darüber hinaus engagierte er sich in der Deutschen Friedensgesellschaft und im Deutschen Metallarbeiter-Verband. Nach der Verbüßung einer neunmonatigen Gefängnisstrafe wegen eines Diebstahldelikts in Elberfeld (heute Wuppertal) trat Krämer seit April 1923 wieder als KPD-Aktivist hervor und unterstützte im selben Jahr die politischen Umsturzpläne seiner Partei gegen die Weimarer Republik („Deutscher Oktober“), indem er mit Parteigenossen in Siegen Waffen sammelte. Die folgende Gefängnisstrafe wegen Vorbereitung zum Hochverrat verbüßte er v. a. in der Strafanstalt in Cottbus.
Nach seiner Haftentlassung im Januar 1927 betätigte sich Krämer hauptamtlich als KPD-Funktionär und Parteisekretär. In den späten 1920er und frühen 1930er Jahren trat er als Redner in Erscheinung und vertrat seine Partei seit April 1932 im Preußischen Landtag, ehe er nach dem Reichstagsbrand am 28. Februar 1933 in Hannover durch die Gestapo verhaftet wurde. Nach anderthalb Jahren Untersuchungshaft wurde er im Dezember 1934 vor dem Berliner Volksgerichtshof wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Nach Strafende nahm ihn die Gestapo im Dezember 1936 in „Schutzhaft“ und verbrachte ihn in das Konzentrationslager Lichtenburg.
Mitte August 1937 wurde Krämer in das im Bau befindliche Konzentrationslager Buchenwald verlegt, wo er zu den prominenten politischen Häftlingen zählte. Nach Monaten in schwersten Arbeitskommandos kam er im Frühjahr 1938 durch Beziehungen zu kommunistischen Mithäftlingen als Pfleger in den Häftlingskrankenbau des Lagers. Die dort eingesetzten SS-Ärzte betätigten sich vorrangig als Aufseher, sodass die Krankenversorgung v. a. von den Häftlingspflegern abhing. Im Selbststudium eignete sich Krämer medizinische Kenntnisse an und führte erfolgreich Operationen durch. Seit Frühjahr 1939 Kapo und somit Leiter des Häftlingskrankenbaus, erreichte er durch straffe Führung, Organisationstalent und Geschick im Umgang mit der SS eine Erweiterung des Krankenbaus, die Beschaffung von Medikamenten sowie die Schulung des Personals. Zahlreiche Zeitzeugenberichte belegen Krämers Einsatz für andere Häftlinge, ungeachtet von deren Herkunft und politischer Orientierung. In einem Konzentrationslager war Hilfe für alle jedoch nicht möglich; Krämer musste entscheiden, wer gerettet werden konnte und wer nicht.
Als die SS 1941 begann, Kranke systematisch zu töten, rettete Krämer einzelnen Häftlingen das Leben. Zudem kümmerte er sich entgegen der Befehle der SS um die im Oktober 1941 nach Buchenwald gebrachten sowjetischen Kriegsgefangenen. Am 6. November 1941 wurde er im Buchenwalder Außenlager in Goslar erschossen; vermutlich waren sein Widerstand und seine gegen die SS gerichteten Aktivitäten zuvor verraten worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand Krämer erstmals in Eugen Kogons (1903–1987) Werk „Der SS-Staat. Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager“ (1946) Erwähnung. Anschließend wurde er v. a. in der DDR gewürdigt; der Schriftsteller Bruno Apitz (1900–1979) ehrte ihn in seinem Weltbestseller „Nackt unter Wölfen“ (1958) durch die Benennung des Hauptprotagonisten mit Walter Krämer. Erst die Anerkennung als „Gerechter unter den Völkern“ durch die israelische Gedenk- und Forschungsstätte Yad Vashem 1999 führte zu zahlreichen öffentlichen Würdigungen Krämers in der Bundesrepublik.
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Auszeichnungen
1946 Erholungsheim „Walter Krämer“ für Opfer des Faschismus in Oberlahr bei Altenkirchen (Rheinland-Pfalz) 1962 Raketenschnellboot „Walter Krämer“ der NVA-Marine, DDR 1974 Medizinische Fachschule „Walter Krämer“, Weimar und Karl-Marx-Stadt (bis Anfang der 1990er Jahre) 1975 Traditionskabinett Walter Krämer, Weimar 1976 Stomatologische Poliklinik „Walter Krämer“, Berlin-Lichtenberg (bis Anfang der 1990er Jahre) 1999 „Gerechter unter den Völkern“, Gedenk- und Forschungsstätte Yad Vashem, Israel 1999 Gedenktafel, Charlottenstraße 7, Siegen 2002 Gedenktafel, Goslar-Hahndorf 2011 Gedenktafel, ehemaliges Krematorium, Gedenkstätte Buchenwald, Weimar 2012 Stolperstein, Heiligerstraße 16, Hannover (weiterführende Informationen) 2014 Walter-Krämer-Platz mit Gedenkstele, Siegen 2019 Walter-Krämer-Straße mit Gedenktafel, Goslar -
Quellen
Nachlass:
nicht bekannt.
Weitere Archivmaterialien:
Arolsen Archives. International Center on Nazi Persecution. (Haftunterlagen des KZ Buchenwald)
Archiv der Gedenkstätte Buchenwald. (Materialsammlung und Berichte über Krämer)
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Literatur
Christine Roßberg, Arzt ohne Examen, 1982.
Bodo Ritscher, Walter Krämer. Arzt für die Häftlinge, 1983, 21988.
Klaus Dietermann/Karl Prümm, Walter Krämer. Von Siegen nach Buchenwald, 1986, 21991.
Hermann Weber/Andreas Herbst, Art. „Krämer, Walter“, in: dies., Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945, 2004, S. 403 f.
Israel Gutman (Hg.), Lexikon der Gerechten unter den Völkern. Deutsche und Österreicher, 2005, S. 168 f.
Klaus Dietermann/Karl Prümm, Walter Krämer. Schlosser, Politiker, Arzt von Buchenwald, 2015.
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Porträts
Porträtpostkarte nach Vorlage einer zeitgenössischen Fotografie, 1979, Sammlung der Gedenkstätte Buchenwald.
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Autor/in
→Michael Löffelsender (Weimar)
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Zitierweise
Löffelsender, Michael, „Krämer, Walter“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.03.2024, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118565923.html#dbocontent